Vom Ultrawandern zum BMW BERLIN-MARATHON - Teil 2
Im ersten Teil unserer kleinen Artikelserie wurde beschrieben, wie Stefanie und Wolfgang ihre Leidenschaft für das Ultrawandern entdeckten.
Von den Wander- in die Laufschuhe
Im Frühjahr 2022 erinnerte sich Stefanie daran, dass ihr das Laufen, bevor sie mit dem Wandern begann, Spaß bereitete und schnürte nun wieder regelmäßig die Laufschuhe. Wolfgang belächelte dies zunächst, beschloss jedoch, dem Laufen ebenfalls eine Chance zu geben und arbeitete sich in einem Zeitraum von zehn Wochen von Null auf die Fähigkeit hoch, eine Stunde am Stück zu laufen. Die beim Wandern erworbene Grundfitness war hierbei eine Hilfe. Beiden wurde deutlich vor Augen geführt: Laufen und Wandern sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe und fordern den Körper komplett anders. Sie nahmen an einigen Volksläufen teil, doch so ganz war der Funke noch nicht übergesprungen.
Das neue Ziel lautet BMW BERLIN-MARATHON
Dies änderte sich erst im Oktober 2022, als sie in München, gut vorbereitet, ihren ersten Halbmarathon finishten. Der Lauf war für beide ein großartiges Erlebnis und sie genossen die Besonderheiten, die es beim Laufen, aber eher selten bei Wandern gibt: Abgesperrte Straßen, jubelnde Menschen am Straßenrand. Der Zieleinlauf im Münchner Olympiastadion stellte einen großartigen Moment dar. Und spätestens in diesem Moment legte sich in ihren Köpfen ein weiterer Schalter um: Jetzt waren sie nicht mehr nur die Ultrawanderer, sondern auch Läufer. Und da sie es vom Ultrawandern gewohnt waren, groß zu denken, beschlossen sie, alles auf eine Karte zu setzen und sich für das Losverfahren für Startplätze beim BMW BERLIN-MARATHON 2023 anzumelden.
Stefanie und Wolfgang hielten ihre Erfahrungen auf dem Weg vom Extremwandern zum BMW BERLIN-MARATHON in einem Buch fest.
Das Laufen erhält einen neuen Stellenwert
Als Stefanie und Wolfgang im Dezember 2022 in ihre Mailpostfächer schauten, trauten sie ihren Augen nicht, denn plötzlich traf die E-Mail ein, mit der sie nicht mehr gerechnet hatten: „BMW BERLIN-MARATHON 2023, du bist dabei!“ Nur im ersten Moment kämpften sie gegen einen Anflug von Panik. Sehr schnell wurde die erste Angst jedoch von einer großen Entschlossenheit abgelöst. Gleichzeitig wurde beiden klar, dass die kommenden Monate alles andere als ein Zuckerschlecken werden würden, denn obwohl bereits einige Wanderevents geplant waren, würde das Laufen nun noch einmal einen völlig neuen Stellenwert bekommen. Diese Herausforderung wurde freudig angenommen.
Zwischen Märschen, kleinen Laufevents und Halbmarathon
Ab sofort orientierten sie sich sportlich neu und fuhren zweigleisig. Mehrere 50- und 100-Kilometer-Märsche absolvierten beide in der ersten Jahreshälfte, aber verordneten sich gleichzeitig drei bis vier Lauftrainings pro Woche. Sie wurden Teil eines Lauftreffs, der sie jede Woche Freitag in den Münchner Olympiapark führte. Völlig klar wurde auch, dass ihr Training Struktur braucht, ein Plan musste her. Unterstützung holten sie sich mit einer App, die mit künstlicher Intelligenz arbeitet und die Trainingspläne stets variabel auf den aktuellen Trainingszustand anpasst. Die Lauftrainings waren es, die vor allem an den Wochentagen ihren Platz finden mussten, viele Wochenenden gehörten weiter dem Wandern. Sie begannen, zusätzlich kleinere Laufevents zu integrieren, liefen auch noch einen weiteren Halbmarathon.
Der Trainingseffekt aus Wandern und Laufen funktionierte
Teilweise nahmen die Wochenende abstruse Formen an. So wanderten sie im Mai bei einem 50-Kilometer-Marsch in Hannover mit, fuhren von dort über Nacht mit dem Zug zurück nach München, um dort am nächsten Tag bei einem Laufevent an den Start zu gehen. Trotz müder Beine vom Vortag schafften sie nochmals knappe 13 Kilometer. Stefanie und Wolfgang merkten, dass ihre Körper lernten, beide Belastungen ideal miteinander zu kombinieren und für sich aus der Kombination das Maximum herauszuziehen. Und diese Kombination funktionierte einfach gut.
Neue Reize für Berlin auf dem Jakobsweg
Anfang Juli, knapp drei Monate vor dem BMW BERLIN-MARATHON, stellten sie dann übergangsweise die Weichen nahezu komplett aufs Laufen um – mit einer einzigen großen Ausnahme: Im August waren sie oben erwähnte 2,5 Wochen auf dem französischen Jakobsweg unterwegs. Dass ihr umfangreicher Marathontrainingsplan in dieser Zeit pausierte, erfüllte beide nicht ansatzweise mit Sorge. Denn aus der Vergangenheit wussten sie bereits: Eine bessere Möglichkeit als eine lange Wanderung, mit niedrigem Puls zu trainieren, sich Grundlagenausdauer anzueignen, gibt es kaum.
Beim Jakobsweg kamen auch noch rund 12.000 Höhenmeter in Summe dazu. Immer wieder wurden ihre Körper gefordert und bekamen Anreize gesetzt, die Sauerstoffaufnahme zu verbessern und die Kondition zu optimieren. Ihr Lauftraining bekam damit unmittelbar nach der Rückkehr noch einmal eine neue Dynamik. Nur an den ersten Tagen waren die Beine ein wenig schwer und müde, als es vom Wandern zum Laufen gewechselt wurde. Dann jedoch war der Knoten vollständig geplatzt.
Auf dem Weg, ein echter Marathoni zu werden
Langsame Dauerläufe, schnelle Dauerläufe, Intervalltrainings, Longruns von 25 bis 32 Kilometern – in den letzten Wochen vor dem Marathon drehte sich alles nur noch ums Laufen. Sonstige Hobbys fanden keinen Platz mehr, Treffen mit Freunden fanden seltener statt – denn in dieser Phase wurde ihr Leben von Trainingsplänen bestimmt. Nicht immer war dies leicht, ganz im Gegenteil. Nicht selten war die Unlust groß – und beide würden lügen, wenn sie nicht sagen würden, dass es auch Tage gab, an denen sie vom Laufen nur noch genervt waren und einfach keine Lust mehr hatten. Aber sie wussten schließlich, wofür sie es tun. Für ihr Ziel, für den Traum. Ein echter Marathoni werden. Dann war es soweit …