Vom Ultrawandern zum BMW BERLIN-MARATHON - Teil 3
Im ersten sowie zweiten Teil unserer kleinen Artikelserie wurde beschrieben, wie Stefanie und Wolfgang ihre Leidenschaft für das Ultrawandern und den Laufsport entdeckten.
Der große Tag beim BMW BERLIN-MARATHON
Und plötzlich war er da, der 24. September 2023. Ein Tag, der sich noch immer nicht in Worte fassen lässt, so unglaublich war er für die zwei und ist es bis heute geblieben. Die Ankunft vor dem Reichstag, der Weg in den Startkanal, die Aufregung vor dem Start – es fühlte sich alles unwirklich an. Und dann, um 10.25 Uhr, war der große Moment für beide endlich da: Es ging auf die Strecke. Die nachfolgenden 4,5 Stunden erlebten sie in einem einzigen Rausch. Menschen, Jubel, Bands, Applaus, Anfeuerungen – den BMW BERLIN-MARATHON läuft man nicht nur mit dem Körper, man läuft ihn mit allen Sinnen. Von Anfang an zahlte sich die gute, akribische Vorbereitung aus, es gelang uns vom ersten Moment an, ein gleichmäßiges Tempo anzustreben und dies bis zum Zieleinlauf durchzuhalten.
Erkenntnisse aus zahlreichen Ultrawanderungen
Und noch eine interessante Erfahrung machten Stefanie und Wolfgang: Natürlich ist ein Marathon fordernd. Natürlich ist er anstrengend. Und natürlich tut er phasenweise richtig weh. Aber: Die Erkenntnis aus den zahlreichen Ultrawanderungen, das Wissen, dass ihre Körper in der Lage sind, über viele, viele Stunden Leistung abzurufen und einfach über die nötige mentale Stärke zu verfügen, auch bei Tiefs nicht ans Aufgeben zu denken – das trug die durch den kompletten Lauf und machte ihn vergleichsweise leicht für beide. Beim Ultrawandern trifft man immer wieder auf Marathonläufer:in, die nie wandern, sich durch ihre Marathonerfahrung jedoch gut auf eine Ultrawanderung vorbereitet fühlen – und am Ende kläglich scheitern.
Stefanie nach dem Finish beim BMW BERLIN-MARATHON 2023. | Wolfgang mit seiner verdienten Medaille beim BMW BERLIN-MARATHON 2023. |
Der große Unterschied zwischen Laufen und Hiken
Ein Marathon ist für eine:n Hobbyläufer:in in der Regel nach vier bis fünf Stunden vorbei. Eine Ultrawanderung dauert mindestens doppelt so lange und fordert Knochen und Gelenke auch über diesen langen Zeitraum – und dies ist die Herausforderung, die viele Läufer:innen beim langen Wandern zur Aufgabe bringt. Umgekehrt ist der Schritt nach den Meinungen von Stefanie und Wolfgang nach deutlich leichter. Gegen eine Ultrawanderung ist ein gelaufener Marathon vergleichsweise kurz und man kann seinen Kopf darauf programmieren, dem Körper mitzuteilen, dass dieser ja viel schneller als sonst mit seiner Betätigung schon fertig ist und dann Pause machen darf. Auch Schmerzen lassen sich so deutlich besser ertragen. Der Zieleinlauf bei unserem ersten Marathon war ein unfassbares Erlebnis. Eins, an das wir uns bis an unser Lebensende erinnern werden.
Wandernd und laufend über Grenzen hinaus
Zum ersten Mal eine 100-Kilometer-Wanderung zu absolvieren, fühlt sich unglaublich an. Das Gefühl hingegen, tatsächlich 42,195 Kilometer gelaufen zu sein, vermag dieses tatsächlich noch zu toppen. Allein für diesen wahnsinnigen Moment, für dieses unbeschreibliche Erlebnis, lohnt sich jede Sekunde der Vorbereitung. Und genauso schnell stand für beide fest: Das wollen sie wieder. Beides wollten sie wieder. Wandern und Marathon laufen. Immer wieder über Grenzen gehen. Den Körper unterschiedlich fordern – und egal bei welcher der beiden Sportarten, immer das ganz große Ziel vor Augen zu haben. Genau diese Mischung ist es, die den ganz großen Reiz ausmacht. Nur sechs Tage nach ihrer grandiosen Premiere beim BMW BERLIN-MARATHON sind sie in die Hauptstadt zurückgekehrt, um beim Hiking Hero SCC Wandermarathon in Bernau an den Start zu gehen. Zwei Marathons innerhalb von nur einer Woche – die gute Kombination macht auch dieses Erlebnis möglich.
Die besten Tipps. Wie Läufer vom Wandern profitieren
Zusammenfassend soll hier genannt werden, warum Laufen und Wandern trotz aller Unterschiede so gut zusammenpassen und wie man als Läufer:in vom Wandern profitieren kann. Für die Tatsache, dass auch Wandern bestens dazu geeignet ist, sich für einen Lauf vorzubereiten, gibt es gleich mehrere Gründe:
- Aerobe Ausdauer: Lange Wanderstrecken ermöglichen es, die aerobe Ausdauer zu verbessern. Dies ist entscheidend für Marathonläufer:innen, da Marathonrennen eine intensive Belastung des aeroben Systems darstellen. Durch das regelmäßige Gehen über längere Strecken erhöht sich die Kapazität des Herz-Kreislauf-Systems, mehr Sauerstoff effizient zu den Muskeln zu transportieren.
- Gewöhnung an die Distanz: Lange Wanderungen bieten die beste Gelegenheit, den Körper allmählich an die lange Distanz zu gewöhnen, die beim Marathon zurückgelegt werden muss. Dies hilft nicht nur, die Muskeln und Gelenke zu stärken, sondern ermöglicht es auch, den Kopf fit für die anstehende Herausforderung zu machen.
- Fettstoffwechseltraining: Bei langen Wanderungen neigt der Körper dazu, vermehrt auf Fett als Energiequelle zurückzugreifen. Dieses Training des Fettstoffwechsels kann bei einem Marathon von Vorteil sein, da der Körper den Wechsel seines Antriebs leichter bewältigt und die Gefahr, dem berühmten „Mann mit dem Hammer“ zu begegnen, damit verringert ist.
- Verletzungsprävention: Gehen belastet die Gelenke weniger stark als Laufen, was es zu einer guten Möglichkeit macht, die Distanz zu erhöhen, ohne übermäßigen Stress auf Muskeln und Gelenke auszuüben. Dies kann zur Verletzungsprävention beitragen und die Wahrscheinlichkeit von Überlastungsschäden verringern.
- Der mentale Effekt: Lange Wanderungen bieten Zeit für mentale Vorbereitung und Fokussierung. Da die mentale Ausdauer genauso wichtig wie die körperliche Ausdauer ist, leisten lange Wanderstrecken ihren Beitrag, die eigene mentale Widerstandsfähigkeit auch bei Durchhängern zu verbessern und ein besseres Durchhaltevermögen zu entwickeln.
Nicht vergessen werden sollte jedoch, dass eine gute Marathonvorbereitung aus verschiedenen Elementen besteht, einschließlich Intervalltraining, Tempoeinheiten und langen Dauerläufen. Aus diesem Grund ist es ratsam, das Gehen als Ergänzung zu anderen Laufübungen zu betrachten und sicherzustellen, dass das Gesamttraining den individuellen Bedürfnissen und Zielen entspricht. Sinnvoll ist es auch immer, vor Beginn eines neuen Trainingsprogramms eine:n Arzt:in oder Trainer:in zu konsultieren, um sicherzustellen, dass der ambitionierte Plan für die individuelle Fitness und Gesundheit geeignet ist.